GEW: Corona kleinstes Problem an den Schulen

Symbolbild. Foto von Helmut H. Kroiss auf Pixabay
Die Bildungsgewerkschaft warnt vor den Folgen des Planungsversagens der Staatsregierung.
Die Bildungsgewerkschaft im DGB beglückwünscht zum Zeugnistermin am kommenden Freitag alle Schülerinnen und Schüler in Unterfranken zu einem bestandenen Schuljahr unter Coronabedingungen. „Die Durchfallquote war noch nie so niedrig wie heuer“ freut sich Jörg Nellen, der kommissarische GEW-Bezirksvorsitzende. „Endlich wurde einer alten Forderung der GEW nachgegeben, bei Versetzungen pädagogisch zu argumentieren: unter erschwerten Bedingungen muss man Chancen gewähren und auf Probe vorrücken lassen.“ Das nächste Schuljahr werde zeigen, dass die meisten Schülerinnen und Schüler diese Chance nutzen werden.
„Ferien sind Ferien,“ betonte Nellen. Alle Schülerinnen und Schüler und ihr Lehrkräfte haben in der Pandemie mehr geleistet als im Präsenzunterricht. Er wendet sich da entschieden gegen die Forderung, Nachhilfeschulen und Aushilfskräfte in den Ferien zu aktivieren. „Nachhilfe ist ein Gradmesser für das Versagen des Schulsystems.“ Gut ausgestattete Gymnasien, Berufs- und Realschulen hätten keine Probleme, die Wissenlücken ihrer Schützlinge zu schließen.

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Allerdings ist die Lehrkräfteversorgung im kommenden Schuljahr besonders in den Grund- und Mittelschulen nicht gesichert. Schon im Frühjahr hat die GEW gegen das „Piazolo-Paket“ protestiert: Mehr und länger arbeiten, Streichung von Entlastungen und Pensionisten als Notnagel sollen 1400 fehlende Stellen ausgleichen: „Eine planerische Bankrotterklärung der Staatsregierung, die die Kinder und Kollegien ausbaden müssen“ so Nellen. Die GEW wird sich entschieden jeden jede Verschärfung der Arbeitsbedingungen im kommenden Schuljahr stellen.
Die Situation werde in den Grund- und Mittelschulen sicher eskalieren: 10% der eingeplanten Lehrkräfte sind in den Corona-Risikogruppen. Sie werden nicht zur Verfügung stehen. Die mobilen Reserven, die immer zu knapp geplant sind, werden schon am Schuljahresanfang ausgelastet sein und ihre Aufgabe als Vertretungen nicht erfüllen können. Zudem werden viele der Lehrkräfte, denen ein Vorruhestand auf eigene Kosten versagt geblieben ist, wegen Krankheit ausfallen. Völlig untauglich ist die Aktivierung von Pensionisten, halbfertigen Lehramtsstudierenden und Nachhilfeschulen. „Man kann ein Auto mit Motorschaden nicht durch Auftanken zum Fahren bringen“, so Nellen.

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Die GEW Unterfranken erwartet massive Unterrichtsverlagerungen in den Fernunterricht. Präsenzunterricht muss für die Kleinsten und die Schwächsten gehalten werden. Der Hauptschul- und Gymnasiallehrer Nellen: “Die Großen und Leistungsstarken sind mit dem digitalen Fernunterricht sehr gut zurecht gekommen.“ Dennoch hat die Staatsregierung darauf bestanden, nach der Krise  gerade diese in die Schulen zu holen. „Wir brauchen kleine Klassenkurse für die Förderwürdigen,“ so Nellen. Doch er ist skeptisch: „Angesichts des Planungsversagens der Staatsregierung ist Corona das kleinste Problem.“