Vom Hörsaal in die Haßberge

Die Projektgruppe (von links): Tina Lenhart, Manuela Vetter, Dr. Heinrich Goschenhofer, Stefan Büttner, Christina Bendig, Dr. Heike Mohler-Riegel. Es fehlen Dr. Anton Aumüller, Dr. Arman Behdjati-Lindner, Roland Meisch. Foto: Karin Kramer/Haßberg-Kliniken
Die Projektgruppe (von links): Tina Lenhart, Manuela Vetter, Dr. Heinrich Goschenhofer, Stefan Büttner, Christina Bendig, Dr. Heike Mohler-Riegel. Es fehlen Dr. Anton Aumüller, Dr. Arman Behdjati-Lindner, Roland Meisch. Foto: Karin Kramer/Haßberg-Kliniken

Famulaturprogramm „Main Sommer“ in der Gesundheitsregionplus Landkreis Haßberge

Viele bayerische Regionen stellen sich aktuell der Herausforderung, Nachwuchsärzte  für ihre Kommunen zu gewinnen. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) sowie das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) nehmen den Fachkräftemangel ebenso wahr und unterstützen niederlassungswillige Jung-Mediziner in regel- bzw. unterversorgten Gebieten mit Zuschüssen, um die Attraktivität zur Niederlassung zu erhöhen. Auch in der Gesundheitsregionplus Landkreis Haßberge wurde in den letzten Monaten intensiv diskutiert, mit welchen Maßnahmen Mediziner in den Landkreis gelockt werden können.

 Aktuell ist die hausärztliche Versorgung für den Bereich Haßfurt mit einer Versorgungsquote von 98,5 Prozent regelversorgt, für den Bereich Ebern gilt sogar eine Überversorgung mit 126,5 Prozent.  Anhand dieser Quoten legt die Kassenärztliche Vereinigung Bayern fest, ob sich in einer Planungsregion überhaupt ein williger Arzt niederlassen darf. Die Quote dient auch als Richtwert für Fördermöglichkeiten.

Zur Versorgungsquote wird von der KVB auch immer das Durchschnittsalter der Mediziner im Versorgungsbereich erhoben. Hier zeigt sich, dass der Landkreis zwar aktuell gut versorgt, aber das Durchschnittsalter unserer Hausärzte mit 54,6 bzw. 55,8 Jahren relativ hoch liegt. In zehn bis 15 Jahren wird also – wenn nicht adäquat nachbesetzt werden kann – eine große Lücke entsteht, wenn viele Hausärzte in den Ruhestand gehen. In einem Zukunftsforum, das im Oktober 2016 stattfand diskutierten Mediziner, Bürgermeister und Kreisräte im Beisein von Staatsministerin Melanie Huml (StMGP) Lösungsansätze für dieses Dilemma.

Deutlich wurde bei der Veranstaltung, dass es künftig nicht mehr nur alleine von den Ärzten geschafft werden kann, den Nachwuchs zu sichern, sondern dass es im Miteinander mit Kommunen und anderen Verantwortlichen vor Ort geschehen muss. „Die Gesundheitsregionplus Landkreis Haßberge will deshalb einen neuen Weg gehen“, so Landrat Wilhelm Schneider.

Aktuell arbeitet eine Projektgruppe ein Programm aus, um erstmalig im Sommer 2017 ein strukturiertes Famulaturprogramm in den Haßbergen anzubieten. Das Projekt läuft unter dem Arbeitstitel „Main Sommer“. Der Ansatz ist, die Famulatur als Pflichtpraktikum im Medizinstudium zu nutzen, um Studierenden sowohl den Beruf des Hausarztes als auch die Region schmackhaft zu machen. Nebenbei knüpfen die Studierenden Kontakte zu ansässigen Medizinern und Schlüsselpersonen vor Ort. Innerhalb dieses viermonatigen Praktikums ist seit Kurzem ein Monat in einer Hausarztpraxis vorgeschrieben. In der Regel suchen sich die Studierenden ihre Praxis selbst aus und bereits in der Vergangenheit haben bereits einige Hausärzte im Landkreis seit Längerem immer wieder erfolgreich Famulanten begleitet.

Das Famulaturprogramm könnte auch als Famulatur plus bezeichnet werden. Bis zu zehn  Studierende können – auf Wunsch – gemeinsam untergebracht werden, es soll auch Unterstützung bei der täglichen Fahrt zur Praxis und zurück geben. Jeder Teilnehmer geht tagsüber in seine jeweils zugeteilte Hausarztpraxis. Darüber hinaus gibt es zusätzliche Gruppenangebote an einigen Abenden und Wochenenden. So sollen die Studierenden die Möglichkeit erhalten Inhalte, die im theoretischen Studium zu kurz kommen zu vertiefen. Beispielsweise sind Ultraschallkurse, praktisches Üben von chirurgischen Nahttechniken oder der Umgang mit Patientenverfügungen geplant. Bei Interesse sollen die Studierenden auch den Notarzt oder die Bereitschaftspraxis kennenlernen dürfen. Auch die Vernetzung untereinander und das Kennenlernen von wichtigen Ansprechpartnern im Landkreis sollen nicht fehlen. Deshalb sind Freizeitangebote wie ein Biergartenbesuch gemeinsam mit Ärzten der Haßberg-Kliniken geplant.

In der Neujahrswoche hat die Projektgruppe Medizinstudierende aus dem Landkreis Haßberge zu einem Frühstück eingeladen und sie nach ihren Wünschen und Vorstellungen befragt. Sechs junge Nachwuchsmediziner waren beim Frühstück anwesend. Allesamt haben mitgeteilt, dass sie später einmal in die Region zurückkommen und hier als Arzt arbeiten möchten. Ähnliche strukturierte Angebote wie das Famulaturprogramm gibt es in Bayern allenfalls eine Handvoll. Insofern bestehen gute Chancen, die Region für Medizinstudierende attraktiv und für Ortsfremde bekannt zu machen.

Der Bewerbungszeitraum für das Programm wird im Zeitraum März/April stattfinden. Die Famulatur selbst ist für September 2017 angesetzt. Medizinstudierende, die sich vorab über das Projekt informieren möchten können sich an die Geschäftsstellenleiterin der Gesundheitsregionplus Tina Lenhart wenden, Telefon 09521/27-490 oder gesundheitsregion@hassberge.de.