Stille Nacht, heilige Nacht – Weihnacht im Krankenhaus

Diakon Manfred Griebel, Pfarrei St. Kilian Haßfurt, Foto mainlike

Gedanken zur „Weihnacht im Krankenhaus“ von Manfred Griebel, Diakon und Krankenhausseelsorger der Pfarrei St. Kilian Haßfurt.

Heute ist der 4.Advent und morgen feiern wir Weihnachten. Advent, so wissen wir, ist die Zeit der Ankunft, des Wartens und Erwartens. Und Weihnachten ist auch die Zeit der Sehnsucht. Sehnsucht ist das liebende Verlangen nach dem, was mein Herz zutiefst erfüllen und befriedigen kann.

Wir alle haben in unserem Leben oft menschliche Sehnsüchte. Jeder von uns hat doch Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Liebe, Freude und Glück. Advent und Weihnachten ist eine Zeit, die besonders unsere inneren Gefühle wachrütteln will. Und jeder von uns hat unterschiedliche Gefühle, Erwartungen und Sehnsüchte.

Seit über 20 Jahren als Seelsorger im Krankenhaus tätig

Und wie erlebt man Weihnachten im Krankenhaus? Ich bin seit über 20 Jahren als Seelsorger im Krankenhaus tätig und das ist für mich, für die Patienten, die Angehörigen und das Personal eine ganz „besondere“ und „andere“ Zeit. Speziell im Krankenhaus erlebe ich in diesen Tagen, dass kranke Menschen und ihre Angehörigen eine ganz andere Sehnsucht haben. Sie sehnen sich nach Geschenken, die kein Geld kosten und dennoch so kostbar sind. Sie sehnen sich nach einem guten Wort, nach einem Licht für die Seele, nach Nähe und somit nach Gottes Gegenwart. Es geht darum, Geschenke fürs Herz zu bereiten und diese Geschenke auch anzunehmen – und das nicht nur um die Weihnachtszeit.

Ich bin mir nicht immer sicher, wer der Gebende oder der Nehmende ist, der Schenkende oder der Beschenkte

Tief bewegt bin ich von kranken Patienten, die „Danke“ durch einen liebenden Blick sagen, da sie sich kaum äußern können. Für das Schenken und Beschenken-lassen braucht es mein offenes und suchendes Herz. Wenn ich nicht bereit bin, mich beschenken zu lassen, kann mir Gott noch so viele Angebote machen. Ich werde es nicht mitbekommen. Geben – aber auch annehmen können, sind eine Herzenssache. Kranke Menschen machen sehr schmerzhaft die Erfahrung, dass sie zwangsläufig Hilfe annehmen müssen. Sie würden viel lieber geben als nehmen. Bei meinen Besuchen und Gesprächen in den Krankenhäusern bin ich mir nicht immer sicher, wer der Gebende oder der Nehmende ist, der Schenkende oder der Beschenkte.

Mit einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit verlasse ich oft die Station, beschenkt mit der Erfahrung eines unerschütterlichen Gottvertrauens der Patientinnen und Patienten an den kleinen Wundern im Alltag des Krankenhauses. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, welche Freude du meinem Mann bereitet hast“. Solche Bekenntnisse von dankbaren Angehörigen bleiben mir im Gedächtnis und da geht auch mir das Herz auf. Und erstaunlich lange schwingt dieser Satz in mir noch nach und eine heitere Gelassenheit stellt sich ein.

Und der „Höhepunkt“ ist der Besuch der Station in der Heiligen Nacht: wenn ich nach der Christmette, mitten in der Nacht, mit den Patienten und dem Personal in „Stille Nacht“ einstimme, und dass es dann auch für all jene, die ihre Weihnachten im Krankenhaus erleben, auch eine „heilige Nacht“ ist.

Das ist für mich Weihnachten! Sich mit ganz einfachen – aber extrem wertvollen Geschenken eine große Freude zu bereiten. Und solche unbezahlbaren Geschenke und somit ein neues Aufblühen und eine verheißungsvolle Sehnsucht im Herzen wünsche ich besonders jenen, die sich in diesen Tagen danach sehnen.

Ihr Manfred Griebel