Mahnwache zur einrichtungsbezogenen Impfpflicht

Mahnwache in Haßfurt. Foto privat

Etwa 80 Personen hatten sich am Dienstag, den 15.03.2022 um 16 Uhr, vor dem Landratsamt in Haßfurt zu einer einstündigen Mahnwache versammelt. Trotz Dauerregen und einer Uhrzeit, die für viele Berufstätige schwierig war – aber man wollte die Verantwortlichen eben auch noch während der Dienstzeit erreichen- , waren die Menschen gekommen, um im Stillen an die beginnende einrichtungsbezogene Impfpflicht zu erinnern.

Was von den Politikern also im aktuellen Infektionsschutzgesetz festgelegt wurde, bedeutet für viele Ärzte, Hebammen, Rettungssanitäter, Pflegekräfte in Kliniken, Behinderten- und Seniorenheimen und in der mobilen Pflege, die berufliche Endstation. Aber die Liste der Betroffenen ist noch viel, viel länger. Lt. der 23-seitigen Handreichung von Karl Lauterbach, die er an alle Bundesländer verschickt hat, sind etliche andere Berufsgruppen wie Logopäden, Masseure, Ehrenamtliche in Seniorenheimen, Friseure und Handwerker, die regelmäßig in der Einrichtung tätig sind, ebenfalls betroffen.

Als erstes müssen alle diese Menschen, die keinen vollständigen Impf- oder Genesenennachweis vorlegen können, durch den Arbeitgeber beim Gesundheitsamt gemeldet werden. Dann wird der Beamte dort entscheiden, wie es für sie weitergeht. Ob er/sie erst einmal bleiben kann oder ob eine Entlassung bzw. ein Betretungsverbot für den Arbeitsplatz angeordnet wird. Neueinstellungen ohne aktuelle, ausreichende Impfung wird es sowieso gar nicht erst geben.

Ein symbolisches Trauergesteck wurde vorm Landratsamt Haßfurt platziert. Foto privat

Denise ist Hebamme. Auch sie muss damit rechnen, dass sie nicht mehr arbeiten darf und ist zutiefst erschüttert. „2020 wussten wir nicht was kommt. Wir hatten keine Schutzkleidung und keine Masken. Wir wurden gelobt, beklatscht und haben uns den Hintern aufgerissen. Jetzt werden wir gemobbt, schikaniert und letztendlich wohl entlassen. Ich bin doch kein Dummkopf. Ich habe eine medizinische Ausbildung und ich habe gute Gründe, warum ich diesen Impfstoff für mich ablehne.“ Auch wenn sie nicht gleich gehen muss, so fragt sie sich, wie lange sie diesem Druck und dieser Ungewissheit noch standhalten wird. In ihrem Beruf ist sie 100% gefordert. Da kann sie sich schlaflose Nächte nicht leisten, in denen sie sich um ihre Existenz sorgen muss. Für sie und viele anderen ist diese kommende Ungewissheit unerträglich, denn praktisch täglich kann der Brief des Gesundheitsamtes im Briefkasten liegen und man steht ohne Arbeitsplatz da.

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Auch Marianne T. ist gekommen. Mit einer Kerze steht sie vor dem Amt, das nun entscheiden wird, ob sie noch weiterhin als Pflegerin arbeiten darf oder nicht. Sie ist seit Jahrzehnten in ihrem Beruf und liebt ihn. Sie hat sich drei Mal impfen lassen, aber nun ist ihr Impfschutz abgelaufen. Eine weitere Impfung kommt für sie unter den gegebenen Umständen nicht in Frage.

Sie fragt sich, wie es weiter gehen soll, denn um sie herum stecken sich sehr viele bereits Geboosterte trotzdem an und haben das Virus auch an Angehörige weiter gegeben. „Politiker sollen nun bestimmen, wie oft und in welchen zeitlichen Abständen ich mich impfen lassen soll? Das macht mir Angst, das will ich nicht.“

Ebenfalls auf den Punkt bringt es ein Arzt, der namentlich nicht genannt werden möchte. „Ich habe Medizin studiert und praktiziere seit nahezu 40 Jahren als Arzt. Für mich und meine Gesundheit will ich selbst entscheiden, ob, wie oft und mit welchem Impfstoff ich mich impfen lassen werde. Und dies wird mir kein Politiker dieser Welt vorschreiben.“

Und was seine Patienten betrifft, so kann er nicht nachvollziehen, dass künftig Regierungsbeamte ohne medizinische Ausbildung über einen körperlichen Eingriff entscheiden sollen und nicht der Arzt des Vertrauens. Das ist etwas, was ihm aller größte Sorgen bereitet!

So gesehen war das Wetter an diesem Dienstagnachmittag eher passend für alle Betroffenen. Denn sie fühlen sich im kalten Regen vor die Tür gesetzt. Und was den Rest der Bevölkerung betrifft: Die Teil-Impfpflicht für den Gesundheitsbereich wird von Olaf Scholz als eine Art Übergangslösung gesehen, auf dem Weg zur allgemeinen Impfpflicht. Denn so bald wie möglich soll es eine Impfpflicht für alle Deutschen geben.Was dies schon kurzfristig für alle bedeuten kann, ist wohl vielen Menschen noch gar nicht bewusst. „Vermutlich wären dann schon viel mehr Menschen auf der Straße“, so Marianne T.