Frei statt High

Noch bis Mitte Mai tourt der Präventionsparcours „Frei statt High“ durch die Schulen des Landkreises Haßberge. Unser Foto zeigt Kreisjugendpflegerin Melanie Kuhn vom Landratsamt Würzburg, die den Jugendsozialarbeitern und Lehrern die einzelnen Stationen erläutert. Foto: Eva Pfeil/Landratsamt Haßberge

Präventionsparcours tourt durch die Schulen des Landkreises Haßberge und klärt über Drogenkonsum auf

Seit  April tourt der „Frei statt High“-Parcours durch den Landkreis Haßberge. Der vom Kreisjugendamt Würzburg neu entwickelte Präventionsparcours klärt interaktiv über Legal Highs und Cannabis auf. Am Ende der Aktion – bis Mitte Mai –  werden den Parcours knapp 600 Schülerinnen und Schüler des Landkreises besucht haben.

Auf Initiative der Kreisjugendpflegerin Eva Pfeil wurde der Parcours in den Landkreis Haßberge geholt, der interessierten Schulen bzw. Jugendsozialarbeitern kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Die Präventionsstelle des Kreisjugendamtes übernimmt die anfallenden Kosten. „Es freut mich sehr, dass wir den erst 2016 entwickelten Parcours für mehrere Wochen zur Verfügung gestellt bekommen,  trotz großer Nachfrage im eigenen Landkreis Würzburg. Dafür bin ich sehr dankbar“, so Eva Pfeil.

Um die Stationsbetreuer auf ihre spätere Tätigkeit vorzubereiten, gab es bereits im Vorfeld eine Veranstaltung für die Verantwortlichen aller beteiligten Schulen. Die Entwicklerin des Parcours, Kreisjugendpflegerin Melanie Kuhn vom Landratsamt Würzburg, kam dafür in die Kreisstadt Haßfurt. Im Rahmen der Einweisung schulte sie die Jugendsozialarbeiter und Lehrer der Schulen thematisch und erläuterte ihnen die Handhabung des auf 90 Minuten angelegten mobilen Parcours sowie den Ablauf jeder einzelnen Station. Um auch für die Nachhaltigkeit der Aktion zu sorgen, erhielt abschließend jeder Teilnehmer eine Mappe mit weiterführenden Informationen und Methoden, mit Hilfe derer die Themen im Unterricht nachbereitet werden können.

Der Parcours reist im Laufe der Aktion von Schule zu Schule. Berufsschule Haßfurt, Gymnasium Haßfurt, Förderzentrum Zeil sowie die Mittelschulen Zeil und Eltmann hatten den Parcours bereits bei sich vor Ort an der Schule. Bis zum Ende der Aktion wird er noch in der Mittelschule Haßfurt sowie im Förderzentrum Theres halt machen.

„Die Idee hinter dem Parcours ist, mit Hilfe von Moderatoren und den unterschiedlichen Stationen Faktenwissen zu vermitteln, über Mythen aufzuklären, das Problem- und Risikobewusstsein zu stärken und die Möglichkeit zu Diskussion und Reflexion zu geben.“, erläutert Eva Pfeil. „Es ist ein Parcours, der nicht mit erhobenem Zeigefinger belehrt, sondern durch die Mitmach-Stationen die Schüler aktiv über Gefahren, Risiken und Resilienzfaktoren ins Gespräch bringt und somit nachhaltig wirkt.“, beschreibt Inga Scherf-Unger, Jugendsozialarbeiterin am Förderzentrum.

Der Parcours besteht aus vier Stationen und wird von Schülern in Kleingruppen durchlaufen. „Spiel nicht mit deinem Leben“ ist der Titel einer der Stationen, in der es darum geht, mit Hilfe großer Schaumstoffwürfel einzelne Drogen sowie die dazugehörigen Eigenschaften, Inhaltsstoffe und Risiken kennenzulernen. Die Aufgabe der Schüler ist es, einen Würfel mit Bildern von Substanzen wie Cannabis, Ecstasy, Crystal oder Kräutermischungen zu werfen und anschließend zur gewürfelten Droge die auf anderen Würfeln abgebildeten sozialen, psychischen und physischen Auswirkung zuzuordnen. Für jede richtige Kombination gibt es Punkte für die Gruppe.

Bei der nächsten Station „Alles im Lot?“ steht ein interaktives Quiz mit Faktenwissen zu Drogen im Mittelpunkt. Während ein Teilnehmer der Kleingruppe auf einem Brett balanciert, beantworten die anderen Schüler Quizfragen. Je länger der Schüler das Brett in Balance hält, umso mehr Punkte kann die Gruppe mit den Quizfragen erspielen.

Eine weitere Station heißt „Der Gipfel“. Hierbei geht es darum Konsumverhalten einzustufen und zu hinterfragen sowie sich mit Suchtverhalten und Anzeichen einer Sucht auseinander zu setzen. Die Schülergruppen bekommen Fallbeispielkarten mit Situationsbeschreibungen, welche vorgestellt, diskutiert und in die Phasen einer Suchtentwicklung eingeordnet werden.

Bei der Station „Drogenlabor“ setzen sich die Schüler mit Bedürfnissen, Motiven und Erwartungen auseinander, die Jugendliche mit dem Drogenkonsum verbinden. Zunächst sollen die Schüler eine eigene „Wunderdroge“ kreieren, die nicht abhängig macht und keine negativen Auswirkungen hat, dafür viele positive Effekte. Im zweiten Schritt besteht die Aufgabe darin, für die gesammelten gewünschten Effekte wie  zum Beispiel Stressabbau, Leistungssteigerung oder Entspannung, Alternativen zu finden, wie diese ohne die „Wunderdroge“ erreicht werden können. Die Schüler erarbeiten sich auf diese Weise selbst Möglichkeiten, wie bestimmte Bedürfnisse durch andere Aktivitäten gestillt werden können und lernen dadurch Alternativen zum Drogenkonsum kennen. Nachdem die vier Stationen durchlaufen wurden, gibt es in jeder Kleingruppe eine Reflexionsrunde und eine Auswertung des Parcours.

Die Premiere des „Frei statt High“-Parcours fand im Landkreis Haßberge in der Heinrich-Thein Berufsschule in Haßfurt statt. Dort durchliefen im Laufe einer Woche 302 Schüler den Parcours. „Die Rückmeldung sowohl von Schülern als auch von Lehrern war, dass das Projekt sehr gut war und auf jeden Fall wiederholt werden sollte. Auch ich fände es gut, das Projekt in zwei bis drei Jahren, wenn wieder neue Schüler da sind, zu wiederholen“, so Martina Meisch, Jugendsozialarbeiterin an der Berufsschule Haßfurt. Inga Scherf-Unger, Jugendsozialarbeiterin am Förderzentrum, hospitierte zur Vorbereitung auf ihren Parcours-Einsatz bei einer Parcours-Durchführung: „Mich hat sehr beeindruckt, welche Selbstreflexion der Parcours bei den Teilnehmern ausgelöst hat, vor allem hinsichtlich der eigenen Einstellung zu Drogen, Alternativen zum `Kick´ und auch bei der Gratwanderung, ab wann Abhängigkeit, Kontrollverlust und Abwärtsspirale droht.“

Im Haßfurter Gymnasium, bei Jugendsozialarbeiterin Carolin Geith, besuchten alle 9. Klassen den Parcours. Bei Michael Bunke in Zeil durchliefen ungefähr 50 Schüler die Stationen. In Eltmann bei Margarethe Schindhelm und Stefanie Mayer haben drei Klassen am Parcours teilgenommen.

„Die Aktion wurde gut angenommen“, zieht Kreisjugendpflegerin Eva Pfeil ein positives Fazit. Insgesamt wird der Parcours am Ende an elf Tagen an sieben verschiedenen Schulen im Einsatz gewesen sein. „Die Schulsozialarbeiter haben großartige Arbeit geleistet. Sie haben die Durchführung an den jeweiligen Schulen organisiert und bei Bedarf den Parcours spontan auf die Situation und die Bedürfnisse der verschiedenen Schüler angepasst“, lobt die Kreisjugendpflegerin.