Neue Apps auf Rezept

Medizin-Apps

Ärzte dürfen ab sofort zertifizierte Medizin-Apps verschreiben

(djd). Digitale Gesundheitsanwendungen – das klingt ein bisschen sperrig. Gemeint sind damit Apps und Online-Programme, die Patienten bei bestimmten Diagnosen unterstützen sollen. Sie können zum Beispiel regelmäßig die Blutdruckwerte oder den Blutzuckerspiegel protokollieren, übergewichtigen Menschen beim Abnehmen helfen oder Patienten mit psychischen Problemen mit praktischen Übungen bei der Therapie begleiten. Seit Oktober dürfen Ärzte und Psychotherapeuten diese digitalen Gesundheitsanwendungen, kurz DiGA, auf Rezept verordnen, die Kosten übernimmt dann die Krankenkasse.

Anzeige

Das Smartphone mit Medizin-Apps als Ergänzung zur Therapie

„Studien haben gezeigt, dass qualifizierte Apps oder Online-Anwendungen eine ärztliche Behandlung oft sinnvoll unterstützen können“, erklärt Maren Soehring von der IKK classic. „Wichtig ist jedoch, dass die DiGA auch wirklich einen therapeutischen Nutzen nachweisen können.“ Bevor sie verordnet werden dürfen, müssen die Programme deshalb – ähnlich wie Heilmittel und Medikamente – vom Bundesamt für Arzneimittel und Medizintechnik (BfArM) geprüft werden. Die ersten DiGA wurden Anfang Oktober zugelassen: Seitdem können sich Tinnitus-Patienten die App „Kalmeda“ verschreiben lassen, das digitale Programm „velibra“ richtet sich an Menschen mit Angststörungen. „Die Liste der Apps auf Rezept wird sich kontinuierlich erweitern, sodass immer mehr Versicherte von der digitalen Unterstützung profitieren können“, so IKK-Expertin Soehring.

Medizin-Apps
Bei bestimmten Diagnosen können Ärzte und Psychotherapeuten jetzt Apps zur Unterstützung der Therapie verordnen.
Foto: djd/IKK classic/Getty Images/AJ Wattamaniuk

Dass Krankenkassen auf Apps setzen, ist nicht ganz neu. Seit Längerem übernehmen einige die Kosten etwa für Angebote zur Raucherentwöhnung oder Stressbewältigung. Wenn sie entsprechend qualifiziert sind, können die Kosten von den Kassen erstattet werden. Mit den Apps auf Rezept geht man noch einen Schritt weiter: Sie werden wie zum Beispiel auch Medikamente vom Arzt verordnet und dann automatisch von den Krankenkassen bezahlt. Mehr Informationen bietet etwa www.ikk-classic.de/diga.

Gemeinsam neue Wege gehen

Dass auch digitale Anwendungen in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen wurden, ist weltweit einmalig. Experten erhoffen sich zum Beispiel eine positive Auswirkung auf die sogenannte Compliance, also auf die Bereitschaft, aktiv an der Behandlung mitzuwirken. So haben Untersuchungen gezeigt, dass sich viele Patienten durch die digitale Unterstützung regelmäßiger mit ihrer Erkrankung beschäftigen und dementsprechend motivierter sind. Maren Soehring: „Die Apps auf Rezept sind für alle Beteiligten jedoch noch Neuland. Umso wichtiger ist es, die Versicherten in den kommenden Monaten umfassend zu informieren und bei der Suche nach geeigneten Apps und Digitalprogrammen zu unterstützen.“

Das könnte Sie auch interessieren:
Weil es auf den Patienten ankommt