Viele Geschäfte und Einrichtungen des öffentlichen Lebens dürfen Schritt für Schritt wieder öffnen. Nicht so die Volkshochschulen in Bayern. Für die Bildungsträger gilt nach wie vor der Shutdown. Alle Kurse sind abgesagt. Die vhs Bad Neustadt und Rhön-Saale reagiert nun mit einem Alternativprogramm auf der Plattform „vhs.cloud“. Ab Juni gibt es einige Kurse für den beruflichen Bereich.
Anhaltender Shutdown ist ein Skandal
„Wir sind alle stinksauer. Das ist ein Skandal.“, sagt Dr. Kai Uwe Tapken, Leiter der vhs Bad Neustadt und Rhön-Saale empört. Die Volkshochschulen in Bayern haben nach wie vor keine Perspektive, ihrem Bildungsauftrag nachzukommen. Tapken unterstützt voll und ganz die Forderungen des Bayerischen Volkshochschulverbandes nach Unterstützung der 30.000 Kursleiter und einem Rettungsschirm für die Erwachsenenbildung in den rund 200 bayerischen vhs-Einrichtungen.
Erste Onlinekurse
Doch die gute Nachricht vorweg: Aufgrund der anhaltenden Schließung gibt es ab Anfang Juni vorerst vier Onlinekurse. Gebucht werden kann das Angebot unter www.vhs-nes.de mit dem neuen Stichwort „Onlinekurse“. Ebenso ist die telefonische Anmeldung möglich. Am 3. Juni startet ein Powerpoint-Kurs, am 8. Juni ein Word-Kurs, am 15. Juni folgt eine Excel-Schulung und am 23. Juni ein xls-Aufbaukurs. Bis zu acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer finden sich dann auf der kostenfrei nutzbaren Plattform vhs.daheim immer Montag- bis Mittwochabend zusammen. Vorteil ist, dass so im Prinzip jeder das Weiterbildungsangebot nutzen kann, auch wenn er Kinder betreuen muss oder nicht mobil ist. „Ich bin von den ersten Tests begeistert.“, lobt Tapken. Die Anmeldung geht schnell und einfach, bei der Schulung kann der Dozent übersichtlich am Bildschirm die einzelnen Schritte erklären und sogar am Bildschirm der Teilnehmer helfend eingreifen. Ein Wermutstropfen ist, dass seine Onlinekurse vom Kultusministerium nicht wie sonst anerkannt und wie üblich finanziell unterstützt werden. Auch hier bleibt Tapken nur ein verständnisloses Kopfschütteln.
Kein Ersatz, sondern Ergänzung
„Dennoch: Die Onlinekurse können und dürfen keinesfalls ein Ersatz für die Kurse vor Ort sein.“, unterstreicht der vhs-Experte mit Nachdruck. Er sieht das Onlineangebot als Ergänzung, das durchaus noch erweitert werden kann. Vorstellbar sind für ihn z. B. Sprach- und Literaturkurse.
Herbst-Winterprogramm im Aufbau
Parallel läuft bei der vhs Bad Neustadt und Rhön-Saale die Produktion des Herbst-/Winterprogramms 2020/21. Tapken konzipiert ein corona-gerechtes Programm, das den aktuellen Infektionsschutzmaßnahmen entspricht. Vorgaben seitens des Gesetzgebers liegen ihm nicht vor. Bestmöglich bereitet er das Kursangebot vor. Die Plätze werden reduziert oder in größeren Räumen abgehalten, damit der Mindestabstand eingehalten werden kann. Viele Themen wie z. B. Kochkurse werden vermutlich nicht möglich sein. „Wir sind startklar. Wir brauchen nur grünes Licht.“, betont Tapken.
Sorge um Dozenten
Um seine oft hauptberuflich tätigen Dozentinnen und Dozenten macht sich Tapken große Sorgen, ebenso um die zahlreichen Künstlerinnen und Künstler, denen die vhs sonst auch eine Bühne geboten hat. „Da stehen Existenzen auf dem Spiel.“, weiß er.
Keine angemessene Berücksichtigung
Genauso gefährdet sieht er die Situation der Erwachsenenbildung insgesamt. „Wir erfahren keine angemessene Berücksichtigung.“, bedauert der Sprecher der vhs Bad Neustadt und Rhön-Saale. „Bildung ist kein Luxus in Krisenzeiten, sondern ein öffentliches Gut und bitter notwendig – für gesellschaftliche Teilhabe aller und als beste Prävention vor dem wachsenden Einfluss von Verschwörungstheorien und Fake News.“, heißt es in der Presseinformation des Bayerischen Hochschulverbandes. Eine Aussage, die Tapken nur unterstreichen kann.
INFO: Tel. 09771 91 06-400, E-Mail: post@vhs-nes.de, www.vhs-nes.de, Facebook.
