„Perfektion ist nur auf den ersten Blick anziehend“

Bei der Online-Partnersuche sollte man es wie beim Kennenlernen im
Bei der Online-Partnersuche sollte man es wie beim Kennenlernen im "richtigen" Leben halten: Dem anderen nichts vorgaukeln, sondern sich so zeigen, wie man ist. Foto: djd/LoveScout24/thinkstoc

Beziehungsexpertin: Beim Verlieben keine unrealistischen Ansprüche stellen

(djd). Wer sich viel in bild- und videolastigen sozialen Netzwerken wie Instagram oder Snapchat bewegt, dem wird oftmals eine perfekte Welt vorgespielt. Nicht nur Models und Prominente inszenieren sich dort makellos – auch der ganz normale User präsentiert sich inzwischen möglichst fehler- und faltenfrei. Mittlerweile ist allerdings eine Gegenbewegung entstanden, der Ruf nach mehr Natürlichkeit und Authentizität wird immer lauter. „Die Forderung nach einem Realitätsabgleich kommt nicht von ungefähr. Die Menschen sind es leid, eine perfekte Welt vorgegaukelt zu bekommen“, sagt Dr. Katharina Ohana, Tiefenpsychologin und Beziehungsexpertin beim Datingportal LoveScout24. Gerade auch bei der Partnersuche sei es wichtiger denn je, die eigenen Vorstellungen durch einen Realitätsabgleich in Frage zu stellen.

Den persönlichen Reality-Check machen

Perfekte Posen und softe Filter: Was in sozialen Netzwerken geteilt wird, hat mit dem wirklichen Leben tatsächlich meist nicht mehr viel zu tun. Die Folge: „Viele Menschen haben heute unrealistische Ansprüche an das Leben und sich selbst – aber auch an ihren potentiellen Partner. So kann man aber nicht glücklich werden und eine gesunde, tragende Beziehung führen, denn niemand ist perfekt“, so Katharina Ohana. Es sei also Zeit für den persönlichen Realitätscheck, damit man wieder Menschen mit Ecken und Kanten, mit Meinungen und Fehlern in sein Leben lassen könne: „Schließlich wünscht man sich ja selbst auch einen Partner, der einen mit all seinen Eigenarten liebt. Perfektion ist nur auf den ersten Blick anziehend, später sind aber gerade die, die äußerlich so perfekt erscheinen wollen, die mit den größten Macken.“

Glücklich machen tiefe Beziehungen zu anderen Menschen

Die Tiefenpsychologin und Bestsellerautorin rät deshalb, sich immer wieder auch dem wahren Leben zuzuwenden und so die falschen Vorstellungen von „Mr. oder Mrs. Perfect“ aus dem Kopf zu bekommen. Dazu gehöre auch, sich bewusst Zeiträume zu schaffen, in denen man offline ist, also nicht im Netz surft und sich die vermeintlich perfekten Leben der Internet-Berühmtheiten ansieht. „Im Rahmen der Digitalisierung nehmen wir am Leben von Leuten teil, die wir tatsächlich gar nicht kennen, und nehmen deren Inszenierungen als Realität an“, so Ohana. Es werde suggeriert, dass Konsum glücklich mache, etwa ein perfektes Outfit oder ein teures Auto. Tatsächlich könnten dies aber nur tiefe Beziehungen zu anderen Menschen: „Wir sind soziale Wesen und wir brauchen die anderen nicht nur an guten Tagen, sondern vor allem an den nicht perfekten Tagen des Lebens.“