„Fiasko für den Breitensport“

Kunstrasen Verbot
In Bamberg könnten vier Sportplätze mit Kunstrasen von einem drohenden Verbot eines Granulats aus Plastik betroffen sein Foto: Pixabay

Bürgermeister will gegen Kunstrasen-Verbot vorgehen

In Bamberg könnten vier Sportplätze mit Kunstrasen von einem drohenden Verbot eines Granulats aus Plastik betroffen sein, das die EU von 2022 erlassen könnte. Das Granulat wird in den Kunstrasen eingebracht, um Verletzungen zu vermeiden und sorgt für eine bessere Dämpfung des Bodens. Da es mit Niederschlägen in Bäche und Flüsse gespült und vor allem per Wind verfrachtet werden könnte, trägt es aber zur Belastung der Weltmeere mit Mikroplastik bei. Die Europäische Chemikalienagentur hat deshalb offenbar ein Verbot ab dem Jahr 2022 vorgeschlagen, was Vereine sowie Kommunen hart treffen würde.

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Die Sportplätze in der Armeestraße, im Sportzentrum Gaustadt sowie beim DJK Wildensorg verfügen über einen Kunstrasen. Das kunststoffbasierte Füllmaterial, in der Regel SBR-Recyclinggranulat oder Granulat aus EPDM-Neumaterial, wurde hier verwendet, damit auch im Winter auf den Plätzen trainiert werden kann. Hinzu kommt, dass in Deutschland nach DIN 18035-7 und DIN EN 15330-1 unter dem Kunstrasenteppich eine elastische Schicht eingebaut wird, die dazu führt, dass das lose Gummigranulat in einer wesentlich geringeren Stärke eingebaut werden kann und somit auch der Austrag in die Umwelt verringert wird. In Europa hingegen ist es üblich, teilweise ganz auf diese elastische Schicht zu verzichten, was natürlich mit dementsprechend höheren Schichtstärken des losen Granulats im Kunstrasenteppich ausgeglichen wird, um den gewünschten Dämpfungseffekt zu erzielen. „Ein Verbot wäre ein Fiasko für den Sport in der Fläche“, betont Sportreferent Dr. Christian Lange. Er möchte dafür Sorge tragen, dass Bambergs Sportflächen mit Kunstrasen erhalten bleiben können. Lange beruft sich darauf, dass es bislang noch keine belastbaren Forschungsergebnisse zu diesem Thema gebe. „Natürlich möchten wir die Interessen der Sportler und den Schutz der Umwelt in Einklang bringen“, erklärt er. Eine schnelle Lösung sei hier aus Kostengründen aber nicht in Sicht. Würde man den Kunstrasen abtragen und stattdessen eine Sportrasenfläche schaffen, käme das der Stadt teuer zu stehen: Rund 400.000 bis 500.000 Euro müsste die Stadt Bamberg pro Platz dafür berappen. Auch eine Alternative ginge ins Geld: Statt des Plastikgranulats sei auch ein Korkgranulat denkbar – die Kosten hier pro Platz beliefen sich auf rund 100.000 bis 150.000 Euro.

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Lange hofft nun auf eine Übergangsregelung von 10 Jahren für den Austausch der Granulatbefüllung, damit es sowohl den Kommunen als auch den Vereine möglich ist, den Austausch mit einem großen Vorlauf zu planen und finanziell zu schultern. Unterstützung erhofft er sich dabei von den CSU-Abgeordneten des EU-Parlaments, die er in dieser Angelegenheit schriftlich um Hilfestellung gebeten hat.