Frauen verdienen 22 Prozent weniger als Männer

Ein Detail macht den Unterschied. Noch immer verdienen Frauen für die gleiche Arbeit weniger als Männer. Das bemängelt die Gewerkschaft NGG am Internationalen Frauentag. Foto: Tobias Seifert / NGG

Zum Frauentag am 8. März kritisiert die Gewerkschaft NGG die Lohn-Lücke. Im Landkreis Haßberge verdienen Frauen 22 Prozent weniger als Männer

Gleiche Arbeit, unterschiedliche Bezahlung: Im Landkreis Haßberge verdienen Frauen, die in Vollzeit arbeiten, 22 Prozent weniger als Männer. Das hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) zum Internationalen Frauentag am kommenden Freitag [8. März] mitgeteilt. Sie verweist hierbei auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Danach kommen Männer mit einer Vollzeitstelle im Kreis Haßberge auf ein durchschnittliches Bruttoeinkommen von 3.298 Euro pro Monat – Frauen hingegen nur auf 2.581 Euro. In Bayern beträgt der Verdienstunterschied bei Vollzeit zwischen den Geschlechtern 17 Prozent (Männer: 3.556 Euro, Frauen: 2.968 Euro).  Dies liege teils  an niedrigeren Positionen, die Frauen häufig hätten, insbesondere aber auch an der mangelnden Zahlungsbereitschaft von Unternehmen, so die NGG Unterfranken.

Gewerkschafter Ibo Ocak spricht von einer „Diskriminierung per Lohnzettel“.

Es könne nicht sein, dass Frauen bei der Bezahlung trotz gleicher Arbeitszeit systematisch den Kürzeren zögen, so der NGG-Regionalchef. „Dabei sind es immer noch vor allem Frauen, die sich nach einem langen Arbeitstag um Familie und Haushalt kümmern – und das unbezahlt.“

Auch deshalb seien sie oft gezwungen, weniger zu arbeiten. So sind nach Angaben der Arbeitsagentur aktuell  78 Prozent aller Teilzeitstellen  im Kreis Haßberge weiblich.

„Gerade im Gastgewerbe und im Bäckerhandwerk ist es gang und gäbe, dass sie nur eine halbe Stelle haben – oder noch weniger“, kritisiert Ocak. Allein das Gastgewerbe beschäftigt laut Arbeitsagentur  im Kreis 1.130 Minijobber. 860 von ihnen sind  Frauen.

Die Folgen seien spätestens im Rentenalter „dramatisch“, so die NGG. „Wer über Jahrzehnte wenig verdient und etwa  wegen Kindern Unterbrechungen  im Erwerbsleben hat, der bekommt kaum Rentenpunkte. Das führt dann zu Armutsrenten, die der Staat aufstocken muss“, betont Ocak. Am Ende zahlten Steuerzahler die Quittung für die Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt. Damit müsse Schluss sein. „Unternehmen, die Frauen und Männer für den gleichen Job unterschiedlich bezahlen, sollten mit Konsequenzen rechnen.“

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Die Möglichkeit dazu biete zwar das sogenannte Entgelttransparenzgesetz, das seit   gut einem Jahr gilt. Danach haben Beschäftigte in Betrieben mit mehr als 200 Mitarbeitern das Recht zu erfahren, was ein Kollege in vergleichbarer Position   verdient. Chefs müssen dann bestehende Unterschiede abschaffen. Doch laut einer Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung wird das Gesetz bisher kaum genutzt. Nach Einschätzung von Ibo Ocak liegt das auch daran, dass kleine Betriebe vom Gesetz ausgenommen sind – „obwohl die Lohnunterschiede dort besonders groß sind“. Die NGG macht sich für einen gesetzlichen Anspruch auf „gleiches Geld für gleiche Arbeit“ stark.