Naturnahe Wanderwege in Gefahr

Der Deutsche Wanderverband beklagt den bundesweiten Verlust von naturnahen Wanderwegen mit verheerenden Folgen für die Natur. Auch in den Haßbergen. Ein Naturnaher Weg in einer traumhaften Kulisse, so wünschen sich viele Wanderer ihren Ausflug in die Natur. Fotograf: © A. Hub)

Auch vor unserer Haustür schwinden die Pfade und naturnahen Wege. Der Deutsche Wanderverband (DWV) beklagt den bundesweiten Verlust von naturnahen Wanderwegen mit verheerenden Folgen für die Natur.

DWV-Präsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß: „Quer durch die Republik kritisieren die unter dem Dach des DWV organisierten Wandervereine und Landesverbände mit rund 600.000 Mitgliedern zunehmend den Verlust naturnaher Wanderwege. Für den Natur- und Klimaschutz ist dies verheerend, denn naturnahe Wege fördern die biologische Vielfalt. Diese Pfade sind wichtige Brücken in Biotopverbundsystemen. Die zunehmende Asphaltierung und Verbreiterung von Wegen, die uns von unseren Mitgliedern gemeldet wird, führt zu mehr Zerschneidung von Landschaftsräumen. Asphaltierte Böden nehmen Nährstoffe und Regen nicht mehr auf.“

Gründe

Doch wieso verschwinden die kleinen Pfade und einfache Feldwege in diesem Ausmaß? Kritisch zu sehen ist in diesem Zusammenhang, dass die Ansprüche der Wanderer oft zugunsten anderer Nutzungsarten hintenangestellt werden. Wenn beispielsweise Radwege über Wanderwege geführt werden, werden diese häufig asphaltiert. Eine weitere Ursache sind einstige Feldwege, die ausgebaut und häufig ebenfalls asphaltiert werden. Selbst bisher naturnahe Fußwege in oder am Rande von Ortschaften bekommen zunehmend eine Schotter- oder gar Asphaltdecke. Dazu kappen vielerorts neue Umgehungsstraßen Feld- und andere Freizeitwege-Verbindungen. Schließlich hat die Entwicklung anspruchsvoller Maschinentechnik in Land- und Forstwirtschaft immer breitere, zunehmend geschotterte Wege zur Folge. Ehemalige Forstwege werden außerdem vermehrt in zum Teil gigantische Forststraßen umgebaut.

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Die Folgen

„Diese Entwicklung schadet der Natur und behindert das Bedürfnis von rund 40 Millionen Menschen allein in Deutschland nach gesundheitsförderlicher und gelenkschonender Bewegung beim zu Fuß gehen. Darüber hinaus gefährdet der Verlust naturnaher Wege den Qualitätstourismus, da Zertifizierungen etwa von Qualitätswegen erschwert werden und gerade dem ländlichen Raum Leuchtturmprojekte verloren gehen, mit denen er andernfalls für sich werben könnte.“ So DWV-Präsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß.

Auch vor unseren Haustüren macht diese Entwicklung keinen Halt. Im Naturpark Haßberge verlaufen zahlreiche Wanderwege, die direkt davon betroffen sind. Allein in den letzten 3 Jahren war auf dem nach den Kriterien des DWV zertifizierten Qualitätsweg Burgen und Schlösserwanderweg auf knapp 2 km seiner Route eine Verschlechterung der Wegesituation zu verzeichnen. Für die Erlebnistouren des Naturpark Haßberge e.V. und die zahlreichen Touren der lokalen Wandervereine fehlen leider die Daten, doch eines ist klar, naturnahe Wege werden immer seltener und wer einen solchen Weg noch bei sich findet sollte ihn wertschätzen.

Wandern ist Umweltschutz

Die Bedeutung des Wanderns als umwelt- und klimaverträgliche Kernaktivität sollte hierbei nicht außer Acht gelassen werden. Naturnahe Wege und vor allem die Natur selber schaffen das Fundament des Wandertourismus, der für Einheimische wie für Gäste aus dem Ausland von großer Bedeutung ist. 13 Prozent aller ausländischen Gäste wandern während ihres Deutschland-Urlaubs. Damit ist Wandern die beliebteste sportliche Aktivität von Deutschlandurlaubern – vor Radfahren (11 Prozent) und Schwimmen (5 Prozent).

Der Wandertourismus ist außerordentlich umwelt- und klimaverträglich. Das gilt vor allem dann, wenn die Urlauber im Inland bleiben und wenige oder keine Emissionen auf dem Weg zur Urlaubsdestination verursachen. Dies gilt besonders für Tagesausflügler oder Kurzurlauber. Dank der mit dem Naturschutz abgestimmten Wanderinfrastruktur, leisten die DWV-Mitgliedsvereine, wie der Haßbergverein und seine Ortsgruppen, sowie der Röhnklub Bad Königshofen im Naturpark und darüber hinaus mit jedem Kilometer markierten Wanderweg umfangreiche Arbeit im Dienst der Besucherlenkung. Damit werden wertvolle Biotope geschützt und gleichzeitig tolle Landschaftsräume erlebbar. Nicht zuletzt sensibilisiert das Wandern die Menschen nachgewiesenermaßen für die Belange des Umwelt- und Klimaschutzes. So wird im Großschutzgebiet des Naturpark Haßberge zukünftig die Naturpark Rangerin in ihren öffentlich zugänglichen Wanderangeboten Natur- und Kulturerlebnisse vermitteln, bei denen die Zusammenhänge von Mensch, Natur, Klima und dessen Auswirkungen sichtbar werden. Nachhaltiger Tourismus bedeutet, diese Infrastruktur zu sichern. Dazu gehört auch der Erhalt naturbelassener Wege, die neben einer hohen Freizeitqualität für die Biodiversität gerade im ländlichen Raum besonders wichtig sind.

Mit dem Bekenntnis zur Förderung der nachhaltigen und naturnahen Wanderinfrastruktur sollte verbunden sein, dass die nachhaltige Sicherung von Wanderwegen zu einer Pflichtaufgabe im Tourismus und den davon profitierenden Gemeinden wird. Dafür setzt sich der Haßberge Tourismus e.V. bereits ein: Das Lebensraumkonzept zur freizeit-touristischen Entwicklung wurde im vergangenen Jahr konzeptionell verabschiedetet und beinhaltet eine Nachhaltigkeitsstrategie, zu der unter anderem die Umsetzung und der Erhalt von Naturwegen gehört. Der Naturpark Haßberge e.V. setzt sich ebenfalls für den Erhalt unserer einmaligen Natur- und Kulturlandschaft ein und hofft, dass naturnahe Wege ihre Wertschätzung und Daseinsberechtigung auch für zukünftige Generationen behalten.