Mangel an Fachkräften und Kurzzeitpflegeplätzen bereiten Sorgen

Um gemeinsam wichtige Themen zu erörtern hatte Landrat Wilhelm Schneider die An-bieter stationärer, teilstationärer und ambulanter Pflege zu einem „Pflegegipfel“ ins Land-ratsamt eingeladen.
Um gemeinsam wichtige Themen zu erörtern hatte Landrat Wilhelm Schneider die An-bieter stationärer, teilstationärer und ambulanter Pflege zu einem „Pflegegipfel“ ins Land-ratsamt eingeladen. Foto: Moni Göhr/Landratsamt Haßberge

Pflegegipfel: Landrat Wilhelm Schneider diskutierte mit Führungskräften aus dem Bereich der Altenpflege, wie die aktuelle Situation verbessert werden kann.

Wohin führt uns die Reise in der Pflege? Unter diesem Motto hatte Landrat Wilhelm Schneider am Donnerstagvormittag die Anbieter stationärer, teilstationärer und ambulanter Pflege aus dem Landkreis Haßberge zu einem „Pflegegipfel“ eingeladen, um gemeinsam wichtige Themen zu erörtern. Initial für dieses Treffen, das es in dieser Zusammensetzung bislang noch nie gegeben hat, war der Mangel an festen Kurzzeitpflegeplätzen im Landkreis.

Versorgungsengpässe und -probleme

Die Unsicherheiten mit Blick auf die Pflege-Zukunft sind groß, das zeigte die Gesprächsrunde. „Die Situation ist akut und die Sachlage komplex“, stellte Landrat Wilhelm Schneider in seiner Begrüßung fest. Die steigende Lebenserwartung, das wachsende Ungleichgewicht von Ruheständlern und Erwerbstätigen und die immer höhere Anzahl von Menschen mit Demenz seien nur einige Faktoren, die zu einem massiven Versorgungsproblem in der Pflege führen. Die Schere zwischen Bestand und Bedarf an Pflegepersonal gehe immer weiter auseinander.

Auch im Landkreis Haßberge komme es immer wieder zu Versorgungsengpässen. Insbesondere im Bereich der Kurzzeitpflege spitze sich die Lage zu. „Hier gibt es Verbesserungsbedarf“, verdeutlichte der Landrat. Deswegen wolle man gemeinsam nach Lösungsansätzen suchen. Eventuell müssten Strukturen neu gedacht und Allianzen geschmiedet werden.

Die aktuelle Situation in der Kurzzeitpflege stelle viele Pflegebedürftige und deren Angehörige vor schier unlösbaren Versorgungsengpässen in der häuslichen Pflege. Besonders wichtig sei die pflegenden Angehörigen zu entlasten, um ein „Ausbrennen“ zu verhindern – vor allem auch im Hinblick auf die Tatsache, dass die Pflegepersonen oft selbst schon älter sind und gesundheitliche Einschränkungen haben.

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Kurzzeitpflegeplätze in den Haßbergen

Im Landkreis Haßberge werden Kurzzeitpflegeplätze in der Regel nur noch vergeben, wenn dadurch Lücken im Belegungsplan gefüllt werden können. Das Ergebnis: die effektive Verfügbarkeit von Kurzzeitplätzen sinkt deutlich, während der Bedarf steigt.

Der Landrat sprach über die verschiedenen Beweggründe der Pflegeanbieter, ihr Kurzzeitpflegeangebot abzuschaffen oder einzuschränken. Ein Grund wäre, dass die abrechnungsfähige Vergütung für die Bereitstellung fester Kurzzeitpflege nicht auskömmlich sei. Der erhöhte Personalaufwand, der in den Bereichen Pflege und Hauswirtschaft anfiele  und die Belegungsschwankungen seien nicht ausreichend berücksichtigt. Auch staatliche Fördermittel seien kein echter Anreiz zur Aufrechterhaltung von ausgewiesenen Kurzzeitpflegebetten. Zudem fiele bei jeder Aufnahme in die Kurzzeitpflege ein Organisationsaufwand an, der genauso hoch wäre, wie der für die stationäre Dauerpflege. Als Hauptursache, das Angebot an Kurzeitpflegeangebot zu verändern, wurde der Mangel an Pflegepersonal genannt.

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Über die Herausforderungen der Pflege

Bei der anschließenden Diskussion formulierten die Anbieter die aktuellen Herausforderungen. Sie erklärten, dass zusätzlich zur bestehenden Problematik auch die Nachfrage  von Dauerpflegeplätzen so hoch sei, dass sie derzeit so gut wie keine Kurzzeitpflegeplätze anbieten können. „Wir sind im Bereich der Dauerplätze voll belegt und haben hier lange Wartelisten. Für die Kurzzeitpflege fehlen und Plätze und Personal – sonst würden wir sie selbstverständlich anbieten“, sagte ein Teilnehmer.

Landrat Wilhelm Schneider wird Anstrengungen unternehmen, um den Mangel an Kurzzeitpflegeplätzen zu lindern. Er werden dem Hinweis einer Teilnehmerin folgen und prüfen lassen, ob es im Landkreis derzeit Personen gibt, die über das Job-Center eine Teilqualifizierung im Bereich der sozialen Betreuung erhalten haben und für die eventuell eine Beschäftigung im ambulanten Bereich in Frage kommen könnte. „Es ist notwendig, dass wir die Themen der pflegerischen Versorgung zum Wohle unserer Bürgerinnen und Bürger anpacken und gute Lösungen finden“, bekräftigte er sein Vorhaben.

Der Landrat bedankte sich bei allen Teilnehmern für den offenen und konstruktiven Austausch und wünschte sich auch in Zukunft einen lebendigen Dialog zwischen den einzelnen Anbietern und dem Landratsamt Haßberge.