Kitas in Not

Leiterinnen und Personal aus unterfränkischen Kindertagesstätten tauschten sich in vier Fachgesprächen mit der Bildungsgewerkschaft GEW über Probleme und mögliche Lösungsansätze aus. Foto: Fabian Gebert

Bildungsgewerkschaft GEW fordert Entlastung des Personals.

Die unterfränkische GEW Vorsitzende Monika Hartl hatte gemeinsam mit Michael Schindler, dem Sprecher der Fachgruppe sozialpädagogische Berufe und Geschäftsführer von 13 KiTas, Kindertagesstätten, Horte und Jugendeinrichtungen in Aschaffenburg, Würzburg, Haßfurt und Schweinfurt zu einem fachlichen Austausch über KiTas in Not eingeladen. 45 Kita-Leitungen, denen das Wasser bis zum Hals steht, und Erzieher*innen, die den eigentlichen Beruf in der Praxis zu wenig ausüben können, tauschten sich über ihre Probleme aus.

Die Not ist groß. Die Träger stehen unter Druck, weil Kommunen finanzielle Defizite nicht übernehmen. Die Folge: Personal wird abgebaut. Das wirkt sich negativ auf das Personal und letztlich auf die Kinder und Familien aus.

Die GEW fordert von der Bayerischen Staatsregierung Sofortmaßnahmen, die der gesellschaftlichen Schlüsselposition der Kinder- und Jugendeinrichtungen gerecht werden:

  • Die Finanzierungslücke muss geschlossen werden!
  • verbindliche Verpflichtungen der Defizitübernahmen durch die Kommunen
  • Kitas müssen besser finanziert werden (transparente Basiswerterhöhung – Haushalt in BY anheben)
  • Kitas leisten Bildung, sie sind deshalb wie Schulen dem Staatsministerium für Unterricht und Kultus und nicht dem Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales zuzuorden
  • Das Personal sollte wie Lehrkräfte bezahlt werden (min. A13 für Erzieher*innen)
  • Die Trägervielfalt muss weiterhin gewährleistet bleiben
  • Die Kita-Leitungen müssen von Dokumenationspflichten und Verwaltungsaufgaben entbunden werden
  • Kita-Leitungen müssen verbindlich aus dem Anstellungsschlüssel genommen werden
  • Kitas müssen digital ausgestattet werden
  • Kitas müssen durch zusätzliches Personal und weniger bürokratische Hürden bei der Integration und Inklusion unterstützt werden
  • Multiprofessionelle Mitarbeiter*innen müssen unbürokratischer eingesetzt und gerechter entlohnt werden
  • Verbesserung des modularen Ausbildungssystems

Die GEW-Fachgespräche in Unterfranken sind ein Anfang. „Jetzt gilt es die Forderungen auszuarbeiten und diese sowohl in die Gremien, als auch in die Politik einzubringen“, fordert Monika Hartl. Ein erster Schritt: Der bundesweite Protesttag am 23.September 2023, zu dem die GEW und viele Verbände aufrufen, wird auch in Unterfranken stattfinden!

Das Bildungssystem in Bayern steht einer veränderten Gesellschaft gegenüber. Während vor Ort Kita- Leitungen die pädagogische Aufsicht führen, hat z.B. das ev. Dekanat Kitzingen oder die Caritas in Aschaffenburg eine Geschäftsführung wie Michael Schindler zur Unterstützung für gleich mehrere Kitas eingeführt. „Es ist nicht leicht in diesem System Hilfen anzubieten, aber eines ist klar: Die Kindergärten brauchen eine andere finanzielle Basis und müssen professionell aufgestellt werden,“ sagt Schindler.

Der Personalmangel wirkt sich gravierend auf die Bildungsarbeit vor Ort aus. Daher ist es essenziell das Personal kurz- und mittelfristig zu entlasten und schnelle Lösungen zu bieten. Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig und müssen umgesetzt werden, sonst drohen weitere Kindergartenschließungen und Überlastungsanzeigen des pädagogischen Personals. Bildung darf nicht eine Frage des Geldbeutels der Eltern, der Träger oder der Kommune sein!