Brau- und Backhaus in Rügheim

Foto: Melanie Lurz

Noch für 2017 „Lutherbier“ geplant. Kommunalbrauhaus am Marktplatz bekommt wieder seine ursprüngliche Funktion.

Landkreis Haßberge – Im Rahmen der Städtebauförderung wurde das alte und leerstehende Kommunalbrauhaus am Dorfplatz in Rügheim saniert. Ein Gebäude, das nun mit gedecktem Dach, neuen Fenstern und Türen, gepflegter Außenfassade den Ortskern stärkt und auf seine weitere Nutzung gespannt ist. Diese wurde am 29. Dezember 2014 bestimmt, als sich in Rügheim der Brauverein Hofheimer Land gegründet hat. Die derzeit 60 Vereinsmitglieder zwischen 16 und 84 Jahren wollen in dem Kommunalbrauhaus in Zukunft wieder Bier brauen und Brot backen. Die Lokale Aktionsgruppe Haßberge (LAG) unterstützt dieses Projekt und hat sich um eine finanzielle Förderung mit europäischen LEADER-Mitteln bemüht: Mit 44.400 Euro Fördermitteln kann der Verein rechnen, um das Brauhaus zu seiner ursprünglichen Funktion zurück zu führen. Die förderfähigen Gesamtkosten werden auf 74.000 Euro geschätzt.

Im alten Kommunalbrauhaus in Rügheim wurde bis in die 1960er-Jahre Bier gebraut. Die historische Brauanlage wurde schon vor vielen Jahren an das Freilichtmuseum in Fladungen verkauft. Mit der neuen alten Nutzung soll es „zu einem Aushängeschild für regionales Brauchtum und traditionelle Handwerkskunst“ werden, formuliert es Landrat Wilhelm Schneider. Eine neue Brau- und Backanlage muss dafür angeschafft werden. Schulungen der Vereinsmitglieder und Öffentlichkeitsarbeit gehören ebenso dazu, damit das Brauhaus zu dem wird, was bisher nur auf dem Papier vorgesehen ist. Eine generationenübergreifende Dorfgemeinschaft, die hinter diesem Projekt steht und eifrig auf den ersten eigenen Sud wartet, wird zudem als Erfolgsindikator und Kontinuität des Projektes gewertet.

Die Brauanlage soll im Gewölbekeller des Brauhauses installiert werden. Der Brauverein Hofheimer Land mit seinem Vorsitzenden Rainer Huth, als Schriftführer wirkt übrigens Dekan Jürgen Blechschmidt mit, stellt dafür den Korpus einer kleinen Gasthausbrauanlage zur Verfügung. Mit dieser ist es möglich, in kurzer Zeit mehrere Biersorten herzustellen. Die Quantität und der Verkauf stehen bei diesem Projekt aber nicht im Fokus: „Es ist das handwerkliche Brauen und das Vorführen verschiedener Brauvariationen“, um was es dem Brauverein geht. Als Konkurrent der einheimischen Brauer werden sie nicht auftreten, als Teil im System aber schon: Das Brau- und Backhaus wird eine zentrale Anlaufstelle für alle elf Kommunalbrauvereine im Landkreis Haßberge. Erste Partnerschaften bestehen bereits, diese sollen durch die Aktivitäten in Rügheim gepflegt und ausgebaut werden. Damit schafft sich der Landkreis Haßberge ein einzigartiges Zentrum zum Erhalt und dem Fortleben einer traditionellen Handwerkskunst.

Parallel zur Brauanlage wird auch ein Holzbackofen in das historische Haus in Rügheim eingebaut. Korn, Hopfen und Malz sollen bei regionalen Produzenten gekauft werde, um Transportwege kurz zu halten und wirklich ein original regionales Produkt herzustellen. Dafür ist der Innenausbau des Brauhauses mit heimischen Hölzern aus dem Rügheimer Forst geplant. Um eine Theke und die weitere Möblierung wird sich der Brauverein Hofheimer Land selbst kümmern. Durch die natürliche Kühlwirkung des Gewölbekellers wird der Einsatz von Kühltechnik auf ein Minimum beschränkt werden können. Der laufende Betreib soll durch Mitgliedsbeiträge und Nutzungsgebühren gedeckt werden, für den Start wird der Verein bei der Hausbank einen Kredit aufnehmen.

Bevor der erste Tropfen aus dem Hahn läuft und das erste Brot aus dem Ofen gezogen werden kann, werden sich die Vereinsmitglieder nicht nur intensiv mit der Anlagentechnik auseinandersetzen, sondern auch Wissen über Zutaten und traditionelle Zubereitungsarten vermittelt bekommen. Als Multiplikatoren streuen sie ihr Wissen dann quer über den Landkreis Haßberge. „So kann eine Vorführungsreihe entstehen, bei der die Kultur und das Handwerk an Interessierte weitergegeben wird und auch die Bevölkerung für das Handwerk des Brauers und Bäckers sensibilisiert werden kann“, betont Landrat Wilhelm Schneider. Kooperationen mit regionalen Brauereien und Gastronomiebetrieben sind zudem angedacht. Das erste Bier soll es übrigens noch im Jahr 2017 geben: Rügheim ist Dekanatssitz und für das Lutherjahr 2017 ist ein spezielles „Lutherbier“ geplant.