Paruresis: Wenn Angst den Toilettengang zum Problem macht

Für Menschen, die unter Paruresis leiden, ist der Besuch öffentlicher Toiletten ein großes Problem.
Für Menschen, die unter Paruresis leiden, ist der Besuch öffentlicher Toiletten ein großes Problem. Foto: djd/AMEOS/andriano.cz/shutterstock.com

Spezielles Behandlungsangebot bei Paruresis kann Betroffenen helfen, die Erkrankung zu überwinden

(djd). Wer kennt nicht die Situation auf der Autofahrt in den Urlaub, beim Stadtbummel oder beim Festivalbesuch: Die Blase drückt und man muss dringend die nächste öffentliche Toilette aufsuchen. Oft etwas unangenehm, da viele stille Örtchen in der Tat nicht besonders attraktiv sind. Doch was, wenn sich das Unbehagen in nahezu jeder Toilette außerhalb der eigenen vier Wände einstellt? Wenn man trotz Harndrangs nicht urinieren kann? Genau das ist Alltag für Menschen mit Paruresis.

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Gravierende Auswirkungen auf den Alltag

Paruresis: Angst vor dem Toilettengang:
Angst vor dem Toilettengang: Mit einer Verhaltenstherapie kann die psychische Störung behandelt werden. Foto: djd/AMEOS/Divina Epiphania/shutterstock.com

Für Betroffene, die unter der sogenannten „schüchternen Blase“ leiden, ist der Besuch jeglicher Toiletten, die zeitgleich von anderen aufgesucht werden können, ein großes Problem. Sie haben eine übermäßige Angst davor, in Anwesenheit oder auch nur der befürchteten Anwesenheit anderer Menschen Wasser zu lassen. Ihre Blase können sie oft bloß im eigenen Badezimmer entleeren – mit gravierenden Auswirkungen für den Alltag. Sie meiden Treffen mit Freunden, Partys und Kneipenbesuche und fahren nicht mehr in den Urlaub. Auch längere Dienstfahrten mit Kollegen können zu einer Tortur werden, da Pinkelstopps an Raststätten die Betroffenen unter enormen Druck setzen. Oft sprechen die Leidtragenden mit niemandem über ihr Problem und glauben, dass sie als einzige darunter leiden. Tatsächlich sind aber in Deutschland ungefähr eine Million Männer und eine halbe Million Frauen von der sozialen Angststörung betroffen. Über 90 Prozent von ihnen haben bislang keine oder nicht die passende Behandlung erhalten.

Mit Verhaltenstherapie das Leben zurückerobern

Das therapeutische Team der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Ameos Klinikums Osnabrück bietet ein spezielles verhaltenstherapeutisches Behandlungsangebot an, um diese Erkrankung zu überwinden und den Betroffenen zu helfen, ihr Leben zurückzuerobern. Unter www.paruresis.eu sowie unter der Telefonnummer 0541-313-704 erhalten Interessierte umfassende Informationen zum Angebot. Gemeinsam wird nach den Ursachen für die „schüchterne Blase“ gesucht und geklärt, was die Betroffenen wieder erlernen möchten. Im Anschluss startet im Rahmen des therapeutischen Settings ein spezifisches Training, um die Angst zu überwinden – und das Gelernte auch im Alltag zu Hause anwenden zu können. „Am wichtigsten ist uns die gute Zusammenarbeit mit unseren Patienten. Wir sehen uns da als Bergführer auf einer schwierigen Wanderung und den Betroffenen als Experten für seinen Berg“, so Psychotherapeutin Annika Schumacher. Jeder Weg beginnt aber mit einem ersten Schritt. „Deshalb möchten wir Betroffene ermutigen, den Kontakt zu uns zu suchen“, ergänzt Stationsleiter Stephan Denecke.

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