Lipödem – was man darunter versteht

Bis die Diagnose Lipödem gestellt wird, kann es bisweilen sehr lange dauern. Oft wird es fälschlicherweise mit Adipositas verwechselt, da beides häufig parallel zueinander auftritt. Foto ©Juzo

Bei einem Lipödem (griech. Lip = Fett) lagern sich krankhafte Fettzellen an bestimmten Körperstellen ab. An diesen betroffenen Stellen ist das Gewebe druck- und schmerzempfindlich und neigt sehr schnell zur Bildung von blauen Flecken (Hämatomen).

Die Fettansammlungen liegen, gerade zu Beginn der Krankheit, hauptsächlich vom Bauchnabel abwärts, also an Po, Hüften und den Beinen, später können diese auch an den Armen auftreten. Ein Lipödem, das sich über Oberschenkel- und Hüftbereich erstreckt, wird auch als „Reiterhosenphänomen“ bezeichnet.

Wer ist betroffen? Fast ausschließlich leiden Frauen unter der Fettverteilungsstörung die häufig durch Hormonumstellungen im Körper entsteht, wie sie während der Pubertät, einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren auftreten. Es ist ein Mythos, dass nur dicke Frauen darunter leiden – auch junge, sportliche Frauen können davon betroffen sein und leiden ein Leben lang unter den Beschwerden.

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Woran man ein Lipödem erkennt

Bis die Diagnose Lipödem gestellt wird, kann es bisweilen sehr lange dauern. Oft wird es fälschlicherweise mit Adipositas verwechselt, da beides häufig parallel zueinander auftritt, was eine Differenzierung erschwert.

Es gibt äußerlich sichtbare Symptome und innerlich spürbare Symptome, an denen sich ein Lipödem schon sehr gut erkennen lässt. Besonders nach langem Sitzen, Stehen, im Laufe des Tages oder auch durch Wärme treten häufig Symptome verstärkt auf, die auf ein Lipödem hindeuten.

Äußerlich sichtbare Symptome

  • Beide Beine und / oder Arme sind überproportional stark ausgeprägt, Füße und Hände sind schlank und nicht geschwollen
  • Der Körper sieht aus wie falsch zusammengesetzt, der Oberkörper ist verhältnismäßig schlang, Po, Hüfte und Beine und / oder Arme aber deutlich voluminöser
  • Konfektionsgrößen für Über – und Unterkörper unterscheiden sich extrem voneinander
  • Es besteht eine hohe Anfälligkeit für blaue Flecken
  • Sport, gesunde Ernährung oder Diäten zeigen an den betroffenen Stellen wenig Erfolg, der Umfang wird nicht oder nur unwesentlich

Innerlich spürbare Symptome

  • Extreme Berührungsempfindlichkeit des Gewebes
  • Druckschmerzhaftigkeit
  • Schweregefühl in den Beinen durch vermehrtes Fettgewebe und gestaute Gewebeflüssigkeit
Die Stadien des Lipödems

Ein Lipödem, das nicht behandelt wird, nimm an Umfang an der betroffenen Körperstelle im Laufe der Jahre immer weiter zu. Deshalb ist eine frühzeitige Diagnose eines Facharztes und der Beginn einer entsprechenden Therapie enorm wichtig, um einem Fortschreiten der Krankheit entgegenzuwirken. Eingeteilt wird das Lipödem in drei Stadien, beginnend mit Stadium I bis hin zu Stadium III. Dabei tritt es bei den Patientinnen in unterschiedlichen Erscheinungsformen auf. Je nachdem, welche Bereiche an den Beinen und / oder an den Armen betroffen sind, lassen sich verschieden Typen unterscheiden.

Behandlungsmethoden  – manuell und operativ

Da es sich bei einem Lipödem um eine chronische Erkrankung handelt, wird diese Patientinnen ihr ganzes Leben begleiten. Durch eine konsequente Therapie können aber die Ausmaße und mögliche Folgen sowie Schmerzen des Lipödems positiv beeinflusst und Beschwerden gelindert werden.

Weder Fastenkuren oder Diäten noch Sport bringen bei einem Lipödem den gewünschten Erfolg – die Fettreduzierung an den betroffenen Stellen. Die Patientinnen werden nur an den gesunden Körperpartien abnehmen. Dennoch ist eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und Sport in Kompressionskleidung enorm wichtig. Behandelt wird ein Lipödem durch die Kombinierte Physikalische Entstauungstherapie (KPE) mit Manueller Lymphdrainage (MLD) und unterstützender Kompressionstherapie mit flachgestrickter Kompression (konservative Methode) eventuell in Kombination mit Apperativer Intermittierender Kompressionsbehandlung (AIK). Diese lässt sich in zwei Phasen gliedern, die Entstauungsphase und die Erhaltungs-Optimierungsphase.

Für einige Patientinnen können aber auch operative Eingriffe wie eine Liposuktion in Frage kommen. Diese Entscheidung sollte aber von Fall zu Fall mit dem behandelnden Arzt individuell entschieden werden und setzt eine konsequent durchgeführte konservative Behandlungsmethode voraus.