Wer Angehörige pflegt, steht in der Ferienzeit oft vor einem Dilemma – Tagespflege-Einrichtungen können dabei helfen, die Pflegelücke zu schließen.
Pflegende Angehörige sind der zahlenmäßig größte Pflegedienst in Deutschland. Erholungszeiten und Urlaube benötigen sie genauso dringend wie ihre professionellen Kolleginnen und Kollegen. Oft stehen sie jedoch vor schier unüberwindbaren Hindernissen: Kurzzeitpflegeplätze sind gerade in den Sommermonaten rar und schwer zu finden. Was also tun, wenn man bereits alle Einrichtungen abtelefoniert hat, aber kein Pflegeheim die pflegebedürftige Person für ein bis zwei Wochen aufnehmen kann?
Was viele nicht wissen: Wenn pflegebedürftige Angehörige in der Nacht keine Unterstützung benötigen, kann für die sogenannte „Verhinderungspflege“ auch eine Tagespflegeeinrichtung eine Lösung sein: „Unser teilstationäres Angebot bietet eine Alternative zur Kurzzeitpflege und schafft nicht nur zur Urlaubszeit eine spürbare Entlastung für pflegende Angehörige“, erklärt Ulrike Hahn, Fachbereichsleitung Alter & Pflege beim AWO Bezirksverband Unterfranken e.V.
Wer hat Anspruch auf Verhinderungspflege?
Pflegebedürftige haben einen Anspruch auf Verhinderungspflege, wenn sie mindestens Pflegegrad 2 oder höher haben, und ihre Pflegebedürftigkeit seit mindestens einem halben Jahr besteht. In gewisser Weise erwerben die pflegenden Angehörigen hier also einen „Urlaubsanspruch“: Die Pflegeversicherung übernimmt die Kosten der Verhinderungspflege für bis zu sechs Wochen im Jahrin Höhe von 1.612 bis maximal 2.418 €. „Da wir in unseren Tagespflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten die Verhinderungspflege auf Stundenbasis anbieten, müssen pflegende Angehörige nicht befürchten, dass andere Leistungen wie das Pflegegeld gekürzt werden“, erläutert Bettina Albert, die als Referentin für die mittlerweile 14 Tagespflegeeinrichtungen beim AWO Bezirksverband Unterfranken tätig ist. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass ein ambulanter Dienst Pflegetätigkeiten vor und nach der Tagespflege bei den Pflegebedürftigen zuhause übernimmt. Es gibt also in vielen Fällen Möglichkeiten, die Pflegelücke zu schließen.
Tagespflege wird immer beliebter
In den letzten Jahren ist die Zahl der Tagespflegeeinrichtungen in Deutschland stetig gestiegen. Derzeit gibt es 6.856 Tagespflegen mit etwa 120.000 Plätzen. Diese Zahlen sprechen für die wachsende Bedeutung der Tagespflege als flexible Option zur Entlastung pflegender Angehörige. Und auch für die Pflegebedürftigen selbst bietet die Tagespflege einen Mehrwert: Hier erleben sie Tage in Gemeinschaft, haben Ansprache und Beschäftigung, während es im eigenen Zuhause gerade tagsüber oft einsam ist. Auch in der Region Unterfranken ist dieser Trend spürbar – der Bezirksverband der AWO Unterfranken hat darauf bereits mit der Eröffnung neuer Einrichtungen reagiert. An insgesamt 14 unterfränkischen Standorten – im städtischen wie im ländlichen Raum – betreibt der Verband inzwischen Tagespflegeeinrichtungen. Weitere werden in nächster Zeit hinzukommen, wie etwa in Grettstadt im Landkreis Schweinfurt und Knetzgau im Landkreis Haßberge.
Wo finden pflegende Angehörige weitere Informationen?
Die meisten Tagespflegeeinrichtungen werden von gemeinnützigen Trägern betrieben. Auf der Website der AWO Unterfranken (www.awo-unterfranken.de) finden Interessierte eine Übersicht und die Kontaktdaten aller Einrichtungen des Trägers in der Region. Die Ansprechpersonen aus den Einrichtungen stehen bei Fragen gerne zur Verfügung. Es besteht auch die Möglichkeit, die Tagespflege beispielweise im Rahmen eines Schnuppertags kennenzulernen. „Alle Tagespflege-Einrichtungen der AWO Unterfranken bieten diese Möglichkeit zum Kennenlernen an – kostenlos und unverbindlich“, so Bettina Albert.
Über die AWO Unterfranken
Der Bezirksverband AWO Unterfranken e.V. mit Sitz in Würzburg ist seit seiner Gründung 1959 als Mitgliederorganisation und als Dienstleistungsunternehmen gesellschaftspolitisch aktiv. Die Organisation deckt viele Bereiche der sozialen Arbeit ab: Kinder, Jugend und Familie, Alter und Pflege sowie Behindertenhilfe und Inklusion. In der Region Unterfranken gehört der Verband zu den größten Arbeitgebern mit über 3.100 Mitarbeitenden in rund 100 Einrichtungen und Diensten an 37 Standorten.